Speicherstadt

Früher war die Hansestadt Hamburg eine Freihandelszone. Erst 1881 verlor sie diesen Status. Doch die Stadtherren erkämpften einen Kompromiss: ein zehn Quadratkilometer großes Gebiet als Freihafen. 20 000 Bewohner wurden umgesiedelt, die Speicherstadt (305 000 qm) von 42 Architekten in 15 Jahren erbaut. 450 Firmen und hunderte von Agenten, Maklern, Importeuren handeln heute mit Tee, Kaffee, Kakao, Gewürzen und vor allem mit Teppichen (200 Firmen). Der größte zusammenhängende Speicherkomplex der Welt steht seit 1991 unter Denkmalschutz.

 Anstelle eines alten von Fleeten durchzogenen Kaufmanns- und Wohnviertels wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf der Brookinsel südlich vom Zollkanal (Hafenmeile) ein neuer Speicherbereich für den 1888 eröffneten Freihafen (Hafen) gebaut. Die langgestreckten Speicherblöcke mit Straßen- und Fleetfront sind bis zu siebenstöckige Ziegelbauten von eindrucksvoller Geschlossenheit. Der strenge Gesamteindruck der rotbraunen Fassaden wird durch gotisierende Zierelemente wie Türmchen, Giebel, Erker oder Simse aufgelockert.

Die Hamburger Speicherstadt ist von den Luftbombardements im Zweiten Weltkrieg zwar nicht verschont geblieben, hat jedoch in ihrer Gesamtheit keine unersetzlichen Schäden erlitten.

Importwaren

Die Speicher dienen in erster Linie der Lagerung von hochwertigen Importgütern. Zum einen handelt es sich um Genussmittel wie Tabak, Kaffee, Kakao, Tee, Rum, Trockenfrüchte, Nüsse, Gewürze u.v.a., zum anderen um Konserven, optische und elektronische Geräte sowie Rohseide und orientalische Teppiche. Im größten Teppichspeicher der Erde sind rund 120000 m² handgeknüpfter Teppiche eingelagert.

Hier, im Zollausschlussgebiet des Freihafens, werden die Waren von den sachkundigen Quartiersleuten auf den Böden genannten Etagen der Speicher angenommen, gelagert, abgegeben und gegebenenfalls auch veredelt bzw. weiterverarbeitet.

Die Speicherstadt wird im Rahmen der Hafenrundfahrten besucht. Wer sich in eigener Regie in den Freihafen begibt, muss beim Verlassen des Areals mit einer Zollkontrolle rechnen.

Im Regelfall führen die Hafenrundfahrten auch durch den Brooktorhafen und den Magdeburger Hafen. Dann kommt man am Störtebeker-Denkmal vorüber, das am Brooktor (bei der Magdeburger Brücke) steht: Eine von Hansjörg Wagner geschaffene und hier 1982 aufgestellte Bronzefigur erinnert an den Seeräuber Klaus Störtebeker (Stadtgeschichte, 15. Jh.), der im Jahre 1400 auf dem Grasbrook enthauptet worden ist.

Kunst zwischen Tauen, Tee und Teppichen

Museen, wo früher Kaffee lagerte. Theateraufführungen, wo vor 100 Jahren vollgeladene Pferdegespanne ratterten. Die alten Lagerhäuser haben allmählich ausgedient. Jetzt zieht die Kultur in die alten Häuser ein. 1988 eröffnete das Museum der Arbeit die Ausstellung "100 Jahre Speicherstadt" am St. Annenufer. 1995 wurde daraus das Speicherstadtmuseum.1993 zog das Gewürzmuseum "Hot Spice" am Sandtorkai ein Bereits ein Jahr zuvor machte das Deutsche Zollmuseum vor den Toren der Zollgrenze auf. Die ersten Sopranstimmen drangen 1994 über den Zollkanal. Die Oper "Nabucco" lief zum Hafengeburtstag auf der Kehrwiederspitze. Ein Jahr später "Hamburger Jedermann" - das Stück zieht jährlich 10 000 Gäste an.

Noch gibt es viele Firmen, die hier mit Tee und Teppichen handeln. Aber die HHLA kann immer weniger echten Lagerraum vermieten. Grund: hohe Mieten, enge Räume, keine Fahrstühle. 1997 standen 10 Prozent der Lagerfläche leer. Weitere 20 Prozent (Böden, Keller) waren unvermietbar.