Die Reeperbahn

Reeperbahn

Quer durch das weltbekannte Vergnügungsviertel von St. Pauli verläuft zwischen Millerntor im Osten und Nobistor im Westen die nicht minder berühmte Reeperbahn, eine etwa 600 m lange, besonders im östlichen Abschnitt platzartig erweiterte Durchgangsstraße, wo einst die Seiler Schiffstaue (niederdeutsch Reep = Tau, Seil) drehten. Seit dem frühen19. Jahrhundert hat sich hier auf St. Pauli, wo es schon zuvor am Hamburger Berg volkstümliche Schaustellungen gegeben hatte, ein Amüsierviertel entwickelt, das auf der Erde seinesgleichen sucht (Schlager: "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins...").

Spielbudenplatz

Die Südseite der Reeperbahn heißt bis zur Einmündung der Davidstraße Spielbudenplatz, der sein ursprüngliches Gesicht wiedererhalten soll.

Operettenhaus

 

Am Anfang (Nr. 1) steht das bekannte Operettenhaus, in dem zur Zeit das Musical "Mamma Mia" gespielt wird.

 

 

Panoptikum

Anschließend (Nr. 3) liegt das Panoptikum (Mo. - Fr. 11.00 - 21.00, Sa. 11.00 - 23.00, So. 10.00 - 21.00 Uhr; (Eintrittsgebühr), welches seit 1979 die Welt in Wachs zeigt und in bescheidenem Rahmen mit den berühmten Wachsfigurenkabinetten in London und Paris wetteifert. Von seinen einst 280, in den Bombennächten des Zweiten Weltkrieges zerschmolzenen Größen der Weltgeschichte sind etwa einhundert wiederhergerichtet.

 

Lokale

Weiterhin folgen die Rockdiskothek "aftershave" (Nr. 7), das Stimmungslokal "Das Herz von St. Pauli" (Nr. 9), die Etablissements "Docks" (Nr. 19; Programmkino und Veranstaltungsort für Rockkonzerte) und "Schmidt" (Nr. 24); plüschiges Boulevardtheater, Kneipe und Varieté in einem.

Schmidts Tivoli

Im Haus Spielbudenplatz Nr. 27, wo sich einst der Bierpalast "Zillertal" befand, hat sich der Musentempel "Schmidt's Tivoli" etabliert. Es wurde 1890, also in der Blütezeit der Gründerzeit erbaut und trägt seinen Namen in Erinnerung an einen seiner Vorläufer, das "St. Pauli Tivoli Concerthaus". Dieses Theater hatte seinerzeit mit seiner Mischung aus Amüsement und Artistik erstmals das Bürgertum aus Hamburg und Altona auf den "Kiez" in die Vorstadt St. Pauli gezogen. Nach einem Zwischenspiel als Kino und Kaffeehaus entstand im TIVOLI 1925 das "Zillertal", ein bajuwarischer Unterhaltungstempel à la Hofbräuhaus.

1930 wurde das Haus völlig mit Holz verschalt und bekam 1967 zu allem Überfluss auch noch eine hässliche Betonfassade. 1991 wurde das TIVOLI in acht Monaten völlig umgebaut, vergessene Wandgemälde, versteckte Deckenfresken und Säulen kamen ans Tageslicht, sie hatten die Jahrzehnte fast unbeschadet überstanden.

Am 1. September 1991 wurde das Haus mit seinen prächtig renovierten Jugendstil- und Gründerzeitelementen eröffnet.

St.-Pauli-Theater

 

 

Am Spielbudenplatz Nr. 29 befindet sich das bereits 1841 gegründete St.-Pauli-Theater (Volksstücke, auch in Hamburger Mundart; Restaurant).

 

 

 

Davidwache

Die legendäre Davidwache (man hört zuweilen auch Davidswache), bekannt u.a. aus Film und Fernsehen, ist das für St. Pauli zuständige Polizeirevier 15. Ihre Effizienz steht außer Frage; sie hat St. Pauli fest im Griff und hilft jedermann, der in Schwierigkeiten geraten ist. Die Davidwache residiert in einem beachtenswerten Klinkerbau (Spielbudenplatz Nr. 31, Ecke Davidstraße), den Fritz Schumacher 1913/1914 mit originell gegliederter Traufenfront gestaltet hat (renoviert).

Bei der Davidwache beginnt die Davidstraße, die südwärts zur Bernhard-Nocht-Straße am Geestrand führt, an der zuletzt genannten stehen einige der heftig umstrittenen Altbauten (Nr. 16-24) wie in der Hafenstraße, die große Bavaria-St.-Pauli-Brauerei (Nr. 99; Aussichtsrestaurant "Bavaria-Blick" mit prächtiger Hafensicht) .

Erotic Art Museum

Im November1992 öffnete das von dem Hamburger Immobilienkaufmann Claus Becker privat finanzierte Erotic Art Museum (Bernhard-Nocht-Str. 69) seine Tore. In einem restaurierten Speicher von 1869 ist hier auf vier Stockwerken (2000 m² Ausstellungsfläche) erotische Kunst vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart zu sehen. Vertreten sind japanische Farbholzschnitte und Seidenmalereien, Lithos, Radierungen und Plastiken, Gemälde alter Meister wie des Brüsseler Renaissance-Manieristen Barent von Orly und des Pariser Rokoko-Klassizisten Jean Frederik Schall sowie Arbeiten von Honore Daumier und Eugene Delacroix. Die klassische Moderne repräsentieren Otto Dix, die Impressionisten Felicien Rops und Lovis Corinth, Jean Cocteau und Henry Miller, zu den zeitgenössischen Künstlern zählen Allen Jones, Ernst Fuchs, Horst Janssen, Jörg Immendorff und Marcus Lüpertz. In einem Sonderkabinett sind Werke von Tomi Ungerer ausgestellt, eine Schenkung des Elsässer Zeichners an das Museum (tgl. 10.00 - 24.00 Uhr geöffnet).

Herbert Straße

Auf halbem Wege zweigt von der Davidstraße nach Westen die kurze und schmale Herbertstraße ab, eine an beiden Enden durch metallene Sichtblenden abgeschottete Bordellstraße (eine der letzten in Deutschland), zu der nur erwachsene Männer Zutritt haben.

 

Hans-Albers-Platz

Der Kern des alten St. Pauli heißt in Fachkreisen Kleiner Kiez. Zentrum ist der Hans-Albers-Platz. An den umliegenden Straßen gibt es zahllose Kneipen und einschlägige Etablissements.

Lokale an der Reeperbahn

Von den vielen Spiel- und Vergnügungslokalen an Reeperbahn seien namentlich genannt das bekannte "Cafe Keese" (Nr. 19), wo die Damen zum Ball Paradox bitten, die große Spielbank "Das Kasino Reeperbahn" (Nr. 94-96), sowie das bayerische Stimmungslokal "Bayrisch Zell" (Nr. 110) und das hamburgische Pendant "Hamborger Veermaster" (Hotel "Stern"; Nr. 154). Der "Top 10 Club" (Nr. 136) gilt als der letzte aus der Ära der sechziger Jahre übriggebliebenen Beat- und Rock-Tempel.

Große Freiheit

Kurz vor dem Nobistor zweigt am Westende der Reeperbahn nach Norden die nicht zuletzt durch den Hans- Albers-Film"Große Freiheit Nr. 7" (1943/ 1944; gedreht in den Prager Barrandov-Filmateliers) bekannte Große Freiheit ab. Sie trägt ihren Namen nach der in Altona, wozu die Straße bis 1937 gehörte, im Gegensatz zu Hamburg gewährten Religions- und Gewerbefreiheit. An der Großen Freiheit reiht sich ein Sex-Show-Lokal an das andere. Der legendäre "Star- Club", in dem u.a. die"Beatles" ihre Weltkarriere begonnen hatten, bestand von 1962 bis 1969 im Hause Nr. 39 .

Kirche St. Joseph

Mitten im Sündenbabel der Großen Freiheit trifft man an der Westseite der Straße (Nr. 5) unerwartet auf eine Kirche: Es ist die ursprünglich 1718-1723 erbaute katholische St.-Joseph-Kirche, die im Zweiten Weltkrieg fast gänzlich zerstört wurde; erhalten ist die aus der Straßenflucht zurückgesetzte Barockfassade.

Auszug aus: http://www.rrz.uni-hamburg.de Struan Robertson